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Inhaltsskizze
Im Seminar „Mensch-Natur als Interaktionswelt II“ werden wir uns mit Ansätzen aus dem 20. Jahrhundert beschäftigen, die das Mensch-Natur-Verhältnis aus unterschiedlichen philosophischen Perspektiven thematisieren. Gelesen werden u. a. Texte des Methodischen Konstruktivismus, des Strukturalismus, des Physikalischen Realismus, der Systemtheorie, des Spekulativen Materialismus und des Umweltethischen Pragmatismus. Das Seminar greift damit in systematischer Hinsicht den Hauptgedanken des gleichnamigen Seminars aus dem WiSe15/16 auf: Wir werden auch in dieser Veranstaltung Texte rezipieren und analysieren, in deren Mittelpunkt die Überlegung steht, dass unser Selbst- und Weltverständnis in großen Teilen von realisierten Interaktionen abhängt.
Verstehen wir das Mensch-Natur-Verhältnis, wie oben nahegelegt, als ein Interaktionsverhältnis bedeutet dies zweierlei: Erstens sind die Gehalte der Begriffe „Mensch“ und „Natur“ von den entsprechenden Mensch-Natur-Interaktionen abhängig. Zweitens folgt aus der Kopplung der Begriffsgehalte an raum-zeitlich variierende Interaktionen, dass sich die damit verbundenen Bedeutungen mit jeder neuen Interaktionsart weiter vervielfältigen oder ausdifferenzieren. Das Feld an Bedeutungen des Menschen und der Natur wird aus der Vielzahl an Interaktionsarten generiert.
Das Seminar zielt auf zweierlei: Erstens in welcher Art und Weise in den oben benannten Strömungen des 20. Jahrhunderts Mensch-Natur-Verhältnisse thematisiert werden (Erinnerung: Interaktion ist nur eine Art von Verhältnissetzung). Zweitens wird vor dem Hintergrund gefragt, dass Mensch-Natur-Verhältnisse auf entsprechende Verhaltensweisen abgebildet werden können, welche normativ wirksamen (Meta-)Prinzipien darin ersichtlich werden.
Fokussiert auf die Naturphilosophie und die Umweltethik sollen also relativ moderne Ansätze gelesen und folgende Leitfragen beantwortet werden:
- Wie wird in den jeweiligen Philosophemen das Mensch-Natur-Verhältnis thematisiert?
- Welcher Wert wird in den dort zum Ausdruck kommenden Einstellungen gegenüber der Natur dieser beigemessen?
Seminarziele
Beim Seminar „Mensch-Natur als Interaktion II“ handelt es sich um ein Forschungsseminar, dessen grundlegende Zielsetzung in der obigen Inhaltsskizze bereits beschrieben wurde: die Rezeption von Texten, in denen der Ansatz ausgearbeitet wird, dass die Erkenntnis der Welt und des Selbst sowie die der möglichen ethisch relevanten Beziehungen zwischen Selbst und Welt auf den realisierten Interaktionen basiert. Fokussiert auf die Naturphilosophie und die Umweltethik sollen also Texte gelesen werden, in denen die Fragen:
- Was ist Natur?
- Welchen Wert messen wir dieser Natur — als der uns umgebenden und im Wesentlichen auch bedingenden Umwelt — zu?
mit Verweis auf die Interaktion zwischen Mensch und Natur beantwortet werden. In einfachen Worten: Wie und was wir als Natur erkennen, welchen moralisch Stellenwert wir ihr zuordnen, hängt davon ab, welche praktischen und theoretischen Bezüge zu ihr als Umwelt realisiert werden.
Diese These ist in vielerlei Hinsicht noch erklärungsbedürftig. Wichtige Konzepte bleiben an dieser Stelle ungeklärt und werden zunächst in ihren alltäglichen Bedeutungen verwendet. Mit kritischer Absicht müsste etwa gefragt werden:
- Welche Bedeutungen müssen Mensch und Natur haben, sodass beide in eine Relationsbeziehung gesetzt werden können?
- Wie weit trägt in diesem Zusammenhang die im umweltwissenschaftlichen Diskursen häufig anzutreffende Differenzierung der Begriff Natur (als der Gesamtheit des Lebendigen) und Umwelt (als der Gesamt aller anorganischen Aspekte des Materiellen)?
- Es ist die Rede sowohl von Interaktionen als auch von praktischen Bezügen. Sind damit willentliche Handlungen gemeint oder ein willenloses, gar unbewusstes Verhalten?
- Ist dieser Ansatz wegen seiner subjektzentrierten (erkenntnistheoretischen) Herangehensweise nicht grundsätzlich anthropozentrisch?
- Wenn der Begriff des Wertes nicht schon an sich problematisch ist: Welcher ethisch relevante Wert ließe sich der Natur überhaupt aus einer solch quasi-anthropozentrischen Sicht heraus zuordnen, wenn nicht ein Minderwert im Vergleich zum Menschen als der eigentlichen Quelle der Wertzuschreibung?
Um diese und andere Fragen beantworten zu können, werden wir uns im Seminarverlauf eine klassische philosophische Arbeitstechnik zunutze machen, indem wir in die Philosophiehistorie zurückblicken und einflussreiche Philosopheme kritisch analysieren, in welchen die Mensch-Natur-Interaktion eine zentrale Rolle spielt.
Anmeldung
Um am Seminar teilzunehmen ist ein Schritt notwendig:
- Bitte melden Sie ich im gleichnamigen OLAT-Kurs an. Eine Einschreibung in den OLAT-Kurs ist obligatorisch für die Seminarteilnahme.
Literaturempfehlungen
Die Literaturempfehlungen finden Sie in den Lehrbriefen. Der jeweils aktuellste Lehrbrief enthält am Ende zudem die umfassendste Literaturliste.
Seminarplan
Hier finden Sie den aktuellen Seminarplan. Zur Vorbereitung auf die einzelnen Sitzungen sollten Sie die kurzen Lehrbriefe mit Orientierungsaufgaben und Literaturempfehlungen lesen. Dazu klicken Sie den jeweiligen Download-Link in Klammern an. Die Lehrbrief-PDFs sind in einem eBook-freundlichen DIN-A5-Format.
- S01 | 12.04.2016 – Einführungsveranstaltung (Lehrbrief S01): Informationen zu den Leistungsanforderungen, dem Veranstaltungsthema und dem Seminarplan
- TOP: Umweltethischer Pragmatismus
- S02 | 19.04.2016 – Kelly A. Parker (1996): Pragmatism and Environmental Thought (Lehrbrief S02): Einführung in den Umweltethischen Pragmatismus
- S03 | 26.04.2016 – Sandra B. Rosenthai and Rogene A. Buchholz (1996): How Pragmatism is an Environmental Ethics (Lehrbrief S03)
- S04 | 03.05.2016 – Bryan G. Norton (1996): Integration or Reduction: Two Approaches to Environmental Ethics (Lehrbrief S04)
- TOP: Moderner Realismus
- S05 | 10.05.2016 – Thomas Bonk: Quine zum Problem des Realismus (Lehrbrief S05): Überblick über den Physikalischen Realismus am Beispiel von Quines Naturalismus
- S06 | 17.05.2016 – Mario Brandhorst: Der neue normative Realismus: einige kritische Fragen (Lehrbrief S06): Überblick über den (neuen) normativen Realismus
- TOP: Wissenschaftsoziologischer Konstruktivismus
- S07 | 24.05.2016 – Karin Knarr Cetina: Konstruktivismus als „Strategie der Weltentfaltung“ (Lehrbrief S07): Wissenschaftssoziologischer Blick auf das naturwissenschaftliche Mensch-Natur-Verhältnis vor dem Hintergrund des modernen Konstruktivismus
- TOP: Kritische Naturtheorie
- S08 | 31.05.2016 – Konrad Ott: Kritische Theorie und Natur (Lehrbrief S08): Analyse der naturethischen Gedanken von der Kritischen Theorie bis zur Diskurstheorie
- S09 | 07.06.2016 – Konrad Ott: Zur Dimension des Naturschutzes in einer Theorie starker Nachhaltigkeit (Lehrbrief S09): Ein diskurtheoretischer Ansatz zur Frage immanenter Naturwerte
- TOP: Sentientismus
- S10 | 14.06.2016 – Kaeser: Der Zugang zum artfremden Subjekt (Lehrbrief S10): Subjekttheoretischer Blick auf das Sich-Hineinversetzen in das artfremde Andere
- S11 | 21.06.2016 – Kohlmann: Überwindung des Anthropozentrismus durch Gleichheit alles Lebendigen? (Lehrbrief S11): Kritische Blick auf die Ausweitung der „moral community“
- TOP: Diskursiver Rückblick
- S12 | 28.06.2016 – Thomas Nagel: Wie ist es eine Fledermaus zu sein? (Lehrbrief S12):Von Menschen und Fledermäusen
- S13 | 05.07.2016 – Hartmut Rosa: Die Natur als Resonanzraum und als Quelle starker Wertungen (Lehrbrief S13):
- S14 | 12.07.2016 – Synopsis – !!! Diese Sitzung entfällt !!!