Heidegger: Sein und Zeit

Inhaltsskizze | Literatur

Zeit und Ort: WiSe 2007/08, TU Dortmund

Inhaltsskizze

Martin Heideggers Sein und Zeit (erstmals erschienen 1927) gehört unbestritten zu den einflussreichsten philosophischen Werken des 20. Jahrhunderts, wie kaum ein anderes polarisiert es aber auch die Geister der philosophischen Zunft. Während dieser Text einerseits maßgebliche Impulse für die Hermeneutik (Gadamer) und den Existenzialismus (Sartre) lieferte, war er andererseits Gegenstand schärfster Kritik, die sowohl von Seiten der Frankfurter Schule (Adorno) als auch aus dem Lager der sprachanalytischen Philosophie und dem logischen Positivismus (Wiener Kreis) vorgebracht wurde. Die Kritik richtet sich zum einen gegen die äußerst eigenwillige und bisweilen schwer verständliche Terminologie Heideggers (z. B.: „In-der-Welt-sein besagt nach der bisherigen Interpretation: das unthematische, umsichtige Aufgehen in den für die Zuhandenheit des Zeugganzen konstitutiven Verweisungen“, M. Heidegger, Sein und Zeit, Tübingen 1993, S. 76), zum anderen gegen den Sinn und die Methode der Untersuchung selbst.
Gegenstand von Sein und Zeit ist nach Heideggers eigenen Angaben die „konkrete Ausarbeitung der Frage nach dem Sinn von «Sein». Die Interpretation der Zeit als des möglichen Horizontes eines jeden Seinsverständnisses überhaupt“ sei, so Heidegger, ihr „vorläufiges Ziel“ (ebd., S. 1). In Sein und Zeit unternimmt Heidegger den Versuch, den Leser durch gezielte Destruktion der klassischen Metaphysik (Aristoteles, Descartes, Kant) und eine fundamentalontologische Reformulierung der Fragestellung von der erneuten Notwendigkeit einer ernstzunehmenden Beschäftigung mit dem ältesten Thema der Philosophie zu überzeugen und eine neue Antwort auf die Frage nach dem Sein zu geben. Heidegger verlangt von seinem Leser ein hohes Maß an Übersetzungsarbeit und Bereitschaft, sich auf sein Denken einzulassen. Dies zu leisten und anhand einiger ausgewählter Passagen in das Projekt von Sein und Zeit einzuführen, ist Gegenstand dieses Seminars. Dadurch soll es schließlich möglich werden, den Wert von Heideggers Theorieentwurf zu bestimmen.
Wenn Sie an dem Kurs teilnehmen möchten, melden Sie sich bitte per eMail bei  Florian Braun (florian.braun@udo.edu) unter dem Stichwort „Heidegger“ an.

Literaturhinweise

Dies sollten Sie unbedingt vor Seminarbeginn gelesen haben: die Informationsseiten des Fachs Philosophie. Außerdem ist folgende Literatur zur Vorbereitung geeignet:

  • Frede, Dorothea: The Question of Beeing: Heidegger’s Project. In: The Cambridge Companion to Heidegger, hrsg. V. Ch. B. Guignon. Cambridge 1993, S. 42-69
  • Hall, Harrison: Intentionality and World: Division I of Being and Time In: The Cambridge Companion to Heidegger, hrsg. V. Ch. B. Guignon. Cambridge 1993, S. 122-140
  • Gethmann, Carl Friedrich: Dasein: Erkennen und Handeln. Heidegger im phänomenologischen Kontext. Berlin; New York 1993
  • Graeser, Andreas: Philosophie in Sein und Zeit. Kritische Erwägungen zu Heidegger. Sankt Augustin 1994
  • Martin Heidegger: Innen- und Außenansichten. Herausgegeben vom Forum für Philosophie Bad Homburg. Frankfurt: Suhrkamp 1989. (stw 779)
  • Pöggeler, Otto: Der Denkweg Martin Heideggers. Pfullingen 81990
  • Prauss, Gerold: Erkennen und Handeln in Heideggers ‚Sein und Zeit‘. Freiburg; München 21996
  • Richardson, John: Existencial Epistemology. A Heideggerian Critique of the Cartesian Project. Oxford 1986
  • Rorty, Richard: Heidegger wider die Pragmatisten. In: Neue Hefte für Philosophie 23 (1984), S. 1-22

Bei Fragen wenden Sie sich an Florian Braun.