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# 07/2015
ISEE 2015 in Kiel
# 06/2014
Energiekonflikte

Deutsch

Norton - Sustainability

Inhaltsskizze

Im umweltethischen Pragmatismus wird die Umwelt als ein prozessuales und relationales Ganzes konzipiert, in das der Mensch als eines von vielen aktiven Relata integriert ist. In einer solchen Umwelt entspringt unser Naturverständnis der fortwährenden und kontinuierlichen Erfahrung, die wir im Umgang mit der Umwelt sammeln. Darunter fallen aus ethischer Sicht alle nutzenden, begegnenden und schützenden Umgangsformen, die ich im Folgenden als ökologische Praxis bezeichne. Die darüber erworbene Praxiserfahrung bildet aber nicht nur die Grundlage für die faktische Erkenntnis der Natur, sondern auch für Wertzuschreibungen ihr gegenüber. Entsprechend beantwortet der umweltethische Pragmatismus die Frage, welcher Wert der Natur zukomme, mit einer Reflexion über die sich aus der ökologischen Praxis ergebenden Erfahrungen.

Die Hinwendung zu einer pragmatistisch ausgerichteten Methodologie in der Umweltethik entsprang Mitte der 1980er Jahre dem Umstand, dass diese seitens der Umweltbewegung mit dem Problem konfrontiert wurde, kaum in die politische und ökologische Praxis auszustrahlen (cf. Thapa 2016: 204f.). Die klassische Umweltethik lieferte nur selten orientierungsstiftende Handlungsanweisungen für den Naturschutz oder das Umweltmanagement (cf. Norton 1996: 106f., Minteer 2012: 58). Umweltpragmatisten hingegen konzeptualisieren ökologisches Denken kontextbezogen in einem meist anthropozentrischen Theorierahmen, da sie die Lösung ethischer Fragestellungen im alltäglichen Umgang mit der Natur in den Vordergrund stellen (cf. Norton 1996: 107f., 374, Minteer 2012: 60, 64; Thapa 2016: 204f.).

Einer der führenden Vertreter des Umweltpragmatismus ist Bryan Norton (cf. Minteer 2012: 57, Thapa 2016: 205). Dieser erarbeitet eine umfangreiche Theorie, die er als adaptives Ökosystemmanagement bezeichnet. Er folgt darin der evolutionstheoretischen Überlegung, dass das Verhältnis zwischen Mensch und Natur einem fortdauernden Wandel unterliegt. Dieser drückt sich nicht nur in den Anpassungsprozessen auf beiden Seiten aus, sondern auch in der Vielfalt an Naturbegriffen und an Wertzuschreibungen, die der Mensch im Umgang mit der Natur bisher hervorgebracht hat (Norton 2005: 92–114). Das adaptive Ökosystemmanagement soll nach Norton eine ethische Orientierungsfunktion in der Lösung konkreter Natur- und Umweltprobleme übernehmen, indem in diesem die theoretischen Mittel unvoreingenommen und mit Blick auf die ökologische Praxis weiterentwickelt werden. Dabei gilt der Grundsatz: „Practice is prior to theory in the sense that principles are ultimately generated from practice, not vice versa.“ (Norton 1996: 108)

Wir werden wir im Seminar ausgewählte Kapitel aus Nortons Hauptwerk „Sustainability. A Philosophy of Adaptive Ecosystem Management“ diskutieren. Hilfreich für ein tiefgründiges Verständnis des Textes sind Grundkenntnisse in der Umweltethik und -philosophie. Für eine Teilnahme am Kurs und die Möglichkeit, Modulleistungen abzulegen, müssen Sie sich im entsprechenden OLAT-Kurs anmelden. Anmeldungen sind ab dem 10.09.2017 möglich.

Modulzuordnung und inhaltliche Schwerpunkte

Modulzuordnung und -leistungen

  • PHF-phil-MA PhWU3-2 (Seminar Umweltethik, Wahlpflicht): Seminararbeit (benotet)
  • PHF-phil-MAPhWU7-2 (Seminar Basic Readings in Sustainability): Seminararbeit (benotet)

Die inhaltlichen Schwerpunkte liegen auf:

  1. Wissenschaftsphilosophie von Nachhaltigkeitsforschung
  2. Die Naturkrise der Moderne und das Konzept des „Anthropozän“
  3. Ethische Grundlagen der Nachhaltigkeitsidee: Umweltethik, Gerechtigkeitstheorien
  4. Werte der Natur und das Konzept der „ecosystem services“
  5. Geschichte der Nachhaltigkeitsidee mit Fokus auf den USA

Literaturempfehlungen

  1. Norton, Bryan G. Sustainability. A philosophy of Adaptive Ecosystem Management, Chicago, London 2005.
  2. Norton, Bryan G. „Integration or Reduction. Two approaches to environmental values”, in: Environmental Pragmatism, hg. v. Andrew Light u. Eric Katz, London, New York, 105–138, 1996.
  3. Thapa, Philipp P. „Umweltpragmatismus“, in: Handbuch Umweltethik, hg. v. Konrad Ott, Jan Dierks u. Lieske Voget-Kleschin, Stuttgart, Weimar, 203–206, 2016.
  4. Minteer, Ben A. Refounding Environmental Ethics. Pragmatism, Principle, and Practice, Philadelphia 2012.
  5. Light, Andrew/Eric Katz. (Hg.). Environmental Pragmatism, London, New York 1996.

Anmeldung

Um am Seminar teilzunehmen, melden Sie sich bitte im gleichnamigen OLAT-Kurs an. Eine Einschreibung in den OLAT-Kurs ist obligatorisch für die Seminarteilnahme und eine Leistungsabgabe. Informationen über die Leistung zur Bestätigung der aktiven Teilnahme und über andere formale Aspekte finden Sie im ersten Lehrbrief (S01).

Sitzungsstruktur und Seminarplan

Damit im Seminar genügend Raum zur Diskussion bleibt, wäre es wünschenswert,

  1. wenn die Inhalte der einzelnen Themenblocks von mindestens 1 TeilnehmerIn (maximal 2 TeilnehmerInnen) kurz vorgestellt werden (rechnerisch können fast allen Blocks 2 TeilnehmerInnen zugeordnet werden). Die Vorstellung kann rein mündlich erfolgen (also ohne Präsentation) und sollte in etwa 5 Minuten daueren. Sie sollen lediglich die Kernthesen und das wesentliche Argument vorstellen,
  2. wenn am Ende eines Themenblocks die jeweilige Zusammenfassung von 1 TeilnehmerIn (maximal 2 TeilnehmerInnen) protokolliert wird (Stichpunkte). Am Ende der Blockveranstaltung fassen wir alle Protokolle zusammen, sodass eine zusammenhängende Mitschrift entsteht.

Der Aufbau der Themenblöcke soll diesem Schema folgen:

  • 5min Einordnung in den Gesamtaufbau des Buches
  • 10min Vorbereitungszeit
  • 10min Vorstellung der Kerngedanken und -fragen
  • 50min Diskussion
  • 10--15min Zusammenfassung der wesentlichen Inhalte.

Folgend finden Sie den aktualen Seminarplan. „B“ + „Zahl“ bezieht sich auf den jeweiligen Themenblock. Die Überschriften und Nummern beziehen sich auf die Abschnittsnummerierungen und -überschriften aus Norton 2005. Die Namen in Klammern auf die ReferentInnen der Impulsreferate (wer dort nicht auftaucht, kann sich gerne per E-Mail noch nachmelden; ansonsten wird per Losverfahren zugeordnet):


  1. | Montag, 26.02.2017
    • B1 | 10:00 -- 11:30 Uhr: A.4 Pragmatism: The New Way Forward + A.5 Pragmatism and Environmental Policy (Meyer)
    • B2 | 11:30 -- 13:00 Uhr: 2.3 Progressivism, Pragmatism, and the Method of Experience + 2.4 Environmental Pragmatism and Action-Based Logic (Poddig)
    • 13:00 -- 14:00 Uhr: Mittagspause
    • B3 | 14:00 -- 16:00 Uhr: 3.1 Aldo Leopold and Adaptive Management + 3.2 What Is Adaptive Management? + 3.3 Uncertainty, Objectivity, and Sustainability (Kirner)
    • B4 | 16:00 -- 18:00 Uhr: 3.4 A Pragmatist Epistemology for Adaptive Management + 3.5 Uncertainty, Pragmatism, and Mission-Oriented Science + 3.6 How Adaptive Management Is Adaptive (Brüggen, Wedekind)
  2. | Dienstag, 27.02.2017
    • B5 | 10:00 -- 11:30 Uhr: 5.1 The Pratical Problem about Theory + 5.2 Four Problems of Environmental Values + 5.3 Where We Are: A Beginning-of-the-Century Look at Environmental Ethics + 5.4 Economism as an Ontological Theory (Szczepaniak, Weeger)
    • B6 | 11:30 -- 13:00 Uhr: 5.5 Breaking the of Economism and IV Theory + 5.6 Pluralism and Adaptive Management: What the Study of Environmental Values Could Be (Mitlehner, Sauer)
    • 13:00 -- 14:00 Uhr: Mittagspause
    • B7 | 14:00 -- 16:00 Uhr: 6.3 Re-modeling Nature: Learning to Think like a Mountain + 6.4 Hierarchy Theory and Multiscalar Management (Balke)
    • B8 | 16:00 -- 18:00 Uhr: 7.1 Public Goods and Communal Goods + 7.2 The Advantages of Democratic Experimentalism (Goldenstein)
  3. | Mittwoch, 28.02.2017
    • B9 | 10:00 -- 11:30 Uhr: 7.3 Environmental Problems as Problems of Cooperative Behavior + 7.5 Experimental Pluralism: Naturalism and Environmental Values (Holland-Cunz)
    • B10 | 11:30 -- 13:00 Uhr: 8.1 Intertemporal Ethics + 8.2 Strong versus Weak Sustainability + 8.3 Philosophers and the Grand Simplification + 8.4 Grandly Oversimplified? (Pelkmann, Friedrich)
    • 13:00 -- 14:00 Uhr: Mittagspause
    • B11| 14:00 -- 16:00 Uhr: 8.5 Passmore and Shared Moral Communities + 8.6 What We Owe the Futrue + 8.7 The Logic of Intergenerational Obligation (Plöchl, Prien)
    • B12 | 16:00 -- 18:00 Uhr: 9.1 A Schematic Definition of Sustainability + 9.2 A Catalog of Sustainability Value + 9.4 Choosing Indicators as Community Self-Definition (?)

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