News / Links

# 07/2015
ISEE 2015 in Kiel
# 06/2014
Energiekonflikte

Deutsch

Kant - Kritik der Urteilskraft

Inhaltsskizze

Mit der „Kritik der Urteilskraft“ (KdU) versucht Kant, eine systematische Einheit zwischen den beiden Seiten seiner Transzendentalphilosophie herzustellen. Denn während die theoretische Transzendentalphilosophie („Kritik der reinen Vernunft“, KdrV) auf die Grundlegung der (empirischen) Erkenntnis der Naturgesetze ausgelegt ist, befasst sich die praktische Transzendentalphilosophie mit der Grundlegung der Erkenntnis aller Gesetze aus Freiheit („Kritik der praktischen Vernunft“, KdpV). Das Problem sieht Kant darin, dass zwischen den beiden Erkenntnisarten und somit auch zwischen den dazugehörigen Urteilsformen „eine unübersehbare Kluft“ besteht. Wie die dritte Antinomie der KdrV verdeutlicht, lassen sich weder die Urteile aus Freiheit auf die durch Naturgesetze reduzieren, noch gelingt dies umgekehrt. In gewisser Weise besteht diese dualistische Spannung auch zwischen den beiden Erkenntnisvermögen, die Kant den jeweiligen Seiten zuordnet, also zwischen dem Verstand (Natur) und der Vernunft (Freiheit). Das Vermögen, das eine (transzendentalphilosophische) Verbindung zwischen beiden Seiten herstellt, sieht Kant in der Urteilskraft. Die entsprechende Kritik dieses Vermögens gibt nach ihm Aufschluss über den innersystematischen Zusammenhang sowohl der Erkenntnis als auch der Transzendentalphilosophie.

Aus begründungstheoretischer Perspektive will Kant beweisen, dass sich die Rede über Freiheit und die über Natur auf eine Welt und nicht auf zwei völlig getrennte Welten und Gegenstandsbereiche beziehen. Adäquat dazu „[soll] der Freiheitsbegriff [] den durch seine Gesetze aufgegebenen Zweck in der Sinnenwelt wirklich machen, und die Natur muß folglich auch so gedacht werden können, daß die Gesetzmäßigkeit ihrer Form wenigstens zur Möglichkeit der in ihr zu bewirkenden Zwecke nach Freiheitsgesetzen zusammenstimme.“ (KdU, Zweite Einleitung, B XIX f.) Mit Hilfe der Urteilskraft sind Vernunftwesen in der Lage, die Natur und somit die Sinnenwelt im Ganzen nach dem Prinzip der Zweckmäßigkeit eingerichtet zu denken sie über entsprechende Begründungen in Bezug zu Urteilen aus Freiheit zu setzen. Die paradigmatischen Urteile, an denen Kant die Fähigkeit der Urteilskraft demonstiert und zugleich näher bestimmt, sind die über das Schöne und die über Lebewesen. Er betont, dass es sich nicht um eine dritte Art von Gegenständen handelt, auf die sich diese Urteile beziehen. Vielmehr ermöglicht das Prinzip der (inneren) Zweckmäßigkeit, eine Einheit zwischen naturgesetzlicher und freiheitstheoretischer Rede bezüglich der Gegenstände einer Welt herzustellen.

Seminarziele

Im Seminar werden wir folgende inhaltlichen und methodischen Ziele verfolgen:

  1. Wir werden uns vorzugsweise mit der Vorrede und der zweiten Einleitung auseinandersetzen. Zudem werden wir ausgewählte Abschnitte des Haupttextes, aber keinesfalls diesen komplett lesen. Insgesamt soll ein Überblick über das Programm der KdU gewonnen werden.
  2. Ein systematischer Schwerpunkt – der auch die Auswahl der Abschnitte des Haupttextes leitet – liegt auf dem begründungstheoretischen Status des Prinzips der Zweckmäßigkeit für das Verständnis von Naturdingen. Grundfrage: Welche ästhetischen und normativen Aspekte lassen sich aus Kants Überlegungen ableiten?
  3. Aus methodischer Sicht verfolgt das Seminar zwei Ziele: Zum einen wollen wir gemeinsam das Lesen des komplizierten und komplexen Textes einüben. Das Seminar wird daher als ein (klassischer) Lektürekurs ausgewiesen. Zum anderen soll ein Überblick über die Architektonik des kantischen Systems und den innersystematischen Zusammenhang des Erkenntnisvermögens erarbeitet werden.

Literaturempfehlungen

Kants Text ist sehr anspruchsvoll. Grundkenntnisse auf Schulniveau über Kants Philosophie sind daher wünschenswert. Folgende Literatur eignet sich zur Vorbereitung des Seminars:

  1. Kant – Kritik der Urteilskraft. Ich empfehle als Kompromiss von Preis und Qualität die Suhrkamp-Ausgabe: 978-3-518-27657-X, welche auch gebraucht zu finden ist. Andere Ausgaben sind zulässig, insofern sie die zweite Fassung der Einleitung enthalten (vgl. auch die Online-Ausgabe: ). Wichtig: Dieser Primärtext ist zu erwerben und wird nicht als Kopiervorlage zur Verfügung gestellt.
  2. Ottfried Höffe (Hrsg.): Klassiker auslegen – Kritik der Urteilskraft, Akademie-Verlag: Berlin 2018 (978-3-05-004342-5) --> im Semesterapparat bzw. online über die UB der CAU Kiel downloadbar.
  3. Eine relativ aktuelle Überblicksarbeit mit Schwerpunkt auf naturteleologische Fragen findet sich hier: Christine Zunke: Dialektik des Lebendigen. Kritik der organischen Teleologie --> online über die UB der CAU Kiel downloadbar oder Ansgar Seide: Die Notwendigkeit empirischer Naturgesetze bei Kant --> online über die UB der CAU Kiel downloadbar.
  4. Rachel Zuckert: Kant on Beauty and Biology. An Interpretation of the Critique of Judgement, Cambridge University Press: Cambridge, New York, Melbourne, Madrid, Cape Town, Singapore, São Paulo 2007 (978-05-2117233-2) --> online über die UB der CAU Kiel downloadbar..
  5. Kant-Lexikon. Hrsg. von Marcus Willaschek. Berlin [u.a.] : De Gruyter, 2015. --> online über die UB der CAU Kiel downloadbar..

Anmeldung

Zur Teilnahme melden Sie sich bitte im gleichnamigen OLAT-Kurs an.

Menu
Home