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Inhaltsskizze
Mit der „Kritik der Urteilskraft“ (KdU) versucht
Kant, eine systematische Einheit zwischen den beiden Seiten seiner
Transzendentalphilosophie herzustellen. Denn während die theoretische
Transzendentalphilosophie („Kritik der reinen Vernunft“, KdrV) auf die
Grundlegung der (empirischen) Erkenntnis der Naturgesetze ausgelegt
ist, befasst sich die praktische Transzendentalphilosophie mit der
Grundlegung der Erkenntnis aller Gesetze aus Freiheit („Kritik der
praktischen Vernunft“, KdpV). Das Problem sieht Kant darin, dass
zwischen den beiden Erkenntnisarten und somit auch zwischen den
dazugehörigen Urteilsformen „eine unübersehbare Kluft“ besteht. Wie
die dritte Antinomie der KdrV verdeutlicht, lassen sich weder die
Urteile aus Freiheit auf die durch Naturgesetze reduzieren, noch
gelingt dies umgekehrt. In gewisser Weise besteht diese dualistische Spannung auch
zwischen den beiden Erkenntnisvermögen, die Kant den jeweiligen Seiten
zuordnet, also zwischen dem Verstand (Natur) und der Vernunft
(Freiheit). Das Vermögen, das eine (transzendentalphilosophische)
Verbindung zwischen beiden Seiten herstellt, sieht Kant in der
Urteilskraft. Die entsprechende Kritik dieses Vermögens gibt nach ihm
Aufschluss über den innersystematischen Zusammenhang sowohl der
Erkenntnis als auch der Transzendentalphilosophie.
Aus begründungstheoretischer Perspektive will
Kant beweisen, dass sich die Rede über Freiheit und die über Natur auf
eine Welt und nicht auf zwei völlig getrennte Welten und
Gegenstandsbereiche beziehen. Adäquat dazu „[soll] der
Freiheitsbegriff [] den durch seine Gesetze aufgegebenen Zweck in der
Sinnenwelt wirklich machen, und die Natur muß folglich auch so gedacht
werden können, daß die Gesetzmäßigkeit ihrer Form wenigstens zur
Möglichkeit der in ihr zu bewirkenden Zwecke nach Freiheitsgesetzen
zusammenstimme.“ (KdU, Zweite Einleitung, B XIX f.) Mit Hilfe der
Urteilskraft sind Vernunftwesen in der Lage, die Natur und somit die
Sinnenwelt im Ganzen nach dem Prinzip der Zweckmäßigkeit eingerichtet
zu denken sie über entsprechende Begründungen in Bezug zu Urteilen aus
Freiheit zu setzen. Die paradigmatischen Urteile, an denen Kant die
Fähigkeit der Urteilskraft demonstiert und zugleich näher bestimmt,
sind die über das Schöne und die über Lebewesen. Er betont, dass es
sich nicht um eine dritte Art von Gegenständen handelt, auf die sich
diese Urteile beziehen. Vielmehr ermöglicht das Prinzip der (inneren)
Zweckmäßigkeit, eine Einheit zwischen naturgesetzlicher und
freiheitstheoretischer Rede bezüglich der Gegenstände einer Welt
herzustellen.
Seminarziele
Im Seminar werden wir folgende inhaltlichen und methodischen Ziele
verfolgen:
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Wir werden uns vorzugsweise mit der Vorrede und der
zweiten Einleitung auseinandersetzen. Zudem werden wir ausgewählte
Abschnitte des Haupttextes, aber keinesfalls diesen komplett
lesen. Insgesamt soll ein Überblick über das Programm der KdU gewonnen werden.
-
Ein systematischer Schwerpunkt – der auch die Auswahl der
Abschnitte des Haupttextes leitet – liegt auf dem
begründungstheoretischen Status des Prinzips der Zweckmäßigkeit
für das Verständnis von Naturdingen. Grundfrage: Welche
ästhetischen und normativen Aspekte lassen sich aus Kants
Überlegungen ableiten?
-
Aus methodischer Sicht verfolgt das Seminar zwei Ziele: Zum
einen wollen wir gemeinsam das Lesen des komplizierten und komplexen
Textes einüben. Das Seminar wird daher als ein
(klassischer) Lektürekurs ausgewiesen. Zum anderen soll ein Überblick über die
Architektonik des kantischen Systems und den innersystematischen
Zusammenhang des Erkenntnisvermögens erarbeitet werden.
Literaturempfehlungen
Kants Text ist sehr anspruchsvoll. Grundkenntnisse auf Schulniveau
über Kants Philosophie sind daher wünschenswert. Folgende Literatur
eignet sich zur Vorbereitung des Seminars:
-
Kant – Kritik der Urteilskraft. Ich empfehle als
Kompromiss von Preis und Qualität die Suhrkamp-Ausgabe:
978-3-518-27657-X, welche auch gebraucht zu finden ist. Andere
Ausgaben sind zulässig, insofern sie die zweite Fassung der Einleitung
enthalten (vgl. auch die Online-Ausgabe: ). Wichtig: Dieser Primärtext ist zu erwerben und wird nicht als
Kopiervorlage zur Verfügung gestellt.
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Ottfried Höffe (Hrsg.): Klassiker auslegen –
Kritik der Urteilskraft, Akademie-Verlag: Berlin 2018
(978-3-05-004342-5) --> im Semesterapparat bzw. online über die UB der CAU Kiel downloadbar.
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Eine relativ aktuelle Überblicksarbeit mit Schwerpunkt auf naturteleologische Fragen findet sich hier: Christine Zunke: Dialektik des Lebendigen. Kritik der organischen Teleologie
--> online über die UB der CAU Kiel downloadbar oder Ansgar Seide: Die Notwendigkeit empirischer Naturgesetze bei Kant
--> online über die UB der CAU Kiel downloadbar.
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Rachel Zuckert: Kant on Beauty and Biology. An Interpretation of the
Critique of Judgement, Cambridge University Press: Cambridge, New York,
Melbourne, Madrid, Cape Town, Singapore, São Paulo 2007
(978-05-2117233-2) --> online über die UB der CAU Kiel downloadbar..
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Kant-Lexikon. Hrsg. von Marcus Willaschek. Berlin [u.a.] : De Gruyter, 2015. --> online über die UB der CAU Kiel downloadbar..
Anmeldung
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