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# 07/2015
ISEE 2015 in Kiel
# 06/2014
Energiekonflikte

Deutsch

Vorkurs Philosophie

Zeit und Ort: WiSe 2012/13, TU Dortmund

Inhaltsskizze

Die platonische Formen- bzw. Ideenlehre gehört zum Standardwissen eines jeden Philosophieinteressierten. Nach Whitehead gilt sogar, dass die europäische Philosophie lediglich „a series of footnotes“ zum platonischen Idealismus ist. Nachgefragt erklärt man meist, dass dieser einen über der Erfahrungswelt schwebenden Ideenhimmel behaupte. Dessen ewige Formen seien im Gegensatz zu den vergänglichen sinnlichen Dingen das „Wahrhaft-Seiende“ und somit die eigentlichen Gegenstände der philosophischen Wirklichkeitserkenntnis. Aristoteles, so wiederum das populärphilosophische Statement, kritisiere dieses Wirklichkeitsverständnis als „Verdopplung der Welt“ und setze eine substanzmetaphysische Konzeption dagegen: Das Wahrhaft-Seiende würden die sinnlich erfahrbaren Einzeldinge verkörpern. Damit scheint die transzendente Formenlehre Platons in Abgrenzung zur erfahrungsbasierten Substanzmetaphysik Aristoteles’ philosophie-historisch ausreichend bestimmt.
Ausgehend von dieser populären Entgegensetzung werden wir im Seminar zwei Ziele verfolgen: Zum einen sollen weitere Bedeutungsschichten der platonischen Formenlehre herausgearbeitet werden und zum anderen soll Aristoteles’ Philosophie als kritische Modifikation dieser Formenlehre gedeutet werden. Platon, so die erste These, nutzt verschiedene Ideenkonzepte, die nicht zwingend in einer einheitlichen Formenlehre zu vereinigen sind. Aristoteles, so die zweite These, entwickelt in der Kategorienschrift und Metaphysik trotz seiner Kritik an Platon bestimmte Bedeutungen des Ideenbegriffs und somit die Formenlehre konsequent weiter. Um diese inhaltlichen Zielsetzungen zu erreichen, sollen Ausschnitte aus drei Dialogen Platons, sowie aus Aristoteles’ Kategorienschrift und Metaphysik gelesen und diskutiert werden. Das Seminar ist daher vornehmlich ein Lektüreseminar mit Überblickscharakter.
Wenn Sie an dem Kurs teilnehmen möchten, melden Sie sich bitte per eMail bei  Florian Braun (florian.braun@udo.edu) unter dem Stichwort „Formenlehre“ an.

Leistungsanforderungen

1) Jeder Teilnehmer verpflichtet sich, zur Seminarvorbereitung die Texte anhand von jeweils zwei Orientierungfragen zu erschließen. Diese müssen vorab nicht (!) schriftlich beantwortet werden. Im Seminar selbst werden gezielt einzelne Passagen gemeinsam gelesen und in Bezug zu den Orientierungsfragen und Sekundärtexten diskutiert. 2) Für alle Arten der Teilnahmebescheinigungen besteht Teilnahmepflicht. Für eine aktive Teilnahme kann ein Impulsreferat gehalten, ein ausführliches Stundenprotokoll oder ein themengebundener Essay geschrieben werden. Für eine Leistungsbescheinigung kann ein Referat schriftlich ausgearbeitet oder eine themengebundene Hausarbeit erstellt werden. 3) Bereiche: Überblick Antike, B1/3, C1/2.

Literaturhinweise

Dies sollten Sie unbedingt vor Seminarbeginn gelesen haben: die Informationsseiten des Fachs Philosophie. Außerdem ist folgende Literatur zur Vorbereitung geeignet:

  • Von Platon die Dialoge: Parmenides, Phaidon, Politea, (Timaios).
  • Von Aristoteles die Schriften: Kategorien, Metaphysik
  • Geschichte der Philosophie, hg. v. W. Röd, Bd. II: A. Graeser, Die Philosophie der Antike 2, München 1983, S. 86-96, 129-157.
  • Historisches Wörterbuch der Philosophie: Eintrag „Idee“ (Bd. 4).
  • Findlay, John N., Plato und der Platonismus: eine Einführung, Weinheim 1994.
  • Graeser, Andreas, Platons Ideenlehre: Sprache, Logik und Metaphysik, Stuttgart 1975.
  • Hartmann, Nicolai: Zur Lehre vom Eidos bei Platon und Aristoteles, Werke: Bd. 2 Kleinere Schriften (1957), 129–164.
  • Schmitz, Hermann: Die Ideenlehre des Aristoteles, Bouvier-Verlag, 1985.
  • Gail Fine: One Ideas. Aristotle’s Criticism of Plato’s Theory of Forms, Oxford 1993.
  • Routledge Philosophy guidebook to Aristotle and the metaphysik, 2004, vor allem Kapitel 9: „Critism of platos theory of forms“.
  • Tim Connolly: Plato’s Phaedo (Link zum Text, 2011).
  • Samuel Rickless: Plato’s Parmenides (Link zum Text, 2011).
  • Otfried Höffe (Hrsg.): Klassiker Auslegen. Band 7. Platon – Politea, Berlin 2011.

Bei Fragen wenden Sie sich an Florian Braun.

Seminarplan

  1. 02.04.2012: Vorbesprechung
  2. 16.04.2012: Allgemeine Einführung zum Begriffsfeld ‚Idee‘ bei Platon: Protokoll von Rebecca Bogun
  3. 23.04.2012: Andreas Graeser: Platons Ontologie (3): Protokoll von Ronja Meyer, Protokoll von Kathrin Würfel
  4. 30.04.2012: Platon: Auszüge aus dem Parmenides I (1,12)
  5. 21.05.2012: Platon: Auszüge aus dem Parmenides II (1,12): Protokoll von Frau Fried
  6. 04.06.2012: Platon: Phaedon – Drei Argumente für die Unsterblichkeit der Seele (69e-84b)
  7. 11.06.2012: Platon: Phaedon – Drei Argumente für die Unsterblichkeit der Seele (69e-84b): Protokoll von Jörn Gödel
  8. 18.06.2012: Platon: Politea I – Sonnen- und Liniengleichnis (Buch VI 504a–511e): Protokoll von Alexa Wisnewski, Protokoll von Corinna Jegelka
  9. 25.06.2012: Platon: Politea II – Höhlengleichnis (Buch VII 514a–521b)
  10. 02.07.2012: Andreas Graeser: Aristoteles’ Sprache und Ontologie (3)
  11. 09.07.2012: Aristoteles: Physik – Vier Ursachenlehre (Buch II 192b8–195b30)
  12. 16.07.2012: Aristoteles: Metaphysik – Kritik an Platon (Buch I 987a29–988a17 und 990a33–993a10)

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